Spektakel nach dem Tod

Nachtrag zu “Unwirklichkeiten 1: Tod“:

Was spricht aus dem medialen Erfolg des Projektes “The Great Pyramid“?

1. Es gibt einen Bedarf an alternativen Formen von Grabstätten. Die bestehenden Angebote der Kirchen und Städte erfüllen nicht die Bedürfnisse und Sehnsüchte vieler Menschen.

2. Tod und Trauer dürfen thematisiert werden. Die Inszenierung muss nur spektakulär genug sein und gleichzeitig Distanz schaffen. Die Medien sind offensichtlich voll von Tod und Leiden. Niemand stört sich daran, denn es ist ja alles weit weg. Man muss und kann nicht selbst eingreifen. Es berührt wortwörtlich niemanden. Ähnlich funktioniert The Great Pyramid. In ihr werden all die Toten weit weg geschafft. Dennoch sind sie gut sichtbar repräsentiert, denn die Pyramide ist in ihrer Monumentalität sensationell und kommt somit in “den Medien” optimal rüber.

Das Projekt steht also nicht etwa für einen neuen – wieder offeneren – Umgang mit Tod und Trauer. Vielmehr fügen sich damit diese Themen in die Logik des Spektakels ein. Tod und Trauer werden in der unmittelbaren Umgebung und direkten Auseinandersetzung weiterhin gemieden werden. Sie würden mit dem Weltzentralfriedhof endgültig ausserhalb des Alltäglichen gerückt werden. Und zum Ausgleich besuchen wir dann den “Themepark” des Todes, was dann sicher ein “ganz tolles Erlebnis” gewesen sein wird.

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