Verkehrte Welt 1: Vollgas Öko

green prosche

Schnelle Autos gehören zu unserem Life-Style. Wir können weiter voll Gas geben und ungebremst konsumieren. Wir müssen auf nichts verzichten und nichts verändern – schon gar nicht unsere coolen Images. Doch! Wir verleihen ihnen einen grünen Anstrich. Und alles ist gut!

“Verzichtet auf nichts und tut damit Gutes!” lautet der Tenor, in den Unternehmen einstimmen, um mit ihrem ökologischen Image ihre Produkte aufzupolieren und dem ungebremsten Kosumenten ein gutes Gewissen mitverkaufen. Was auf der Image-Ebene funktionieren mag, funktioniert allerdings meist nicht im Sinne echter Ökologie. Dies belegt der Artikel “Klein, aber oho (4): X-Leasing München” des greenpeace Lügendetektors.

eliasson ice BMW

Besonders schlau baut BMW sein Image als verantwortungsvolles und ökologisches Unternehmen auf. Mit dem „Your mobile expectations: BMW H2R Project” hilft ihnen Olafur Eliasson ihre Botschaft glaubwürdig zu kommunizieren – und verleiht obendrein dem BMW-Fahren und damit dem Fette-Autos-Fahren im Allgmeinen einen kulturellen Anstrich. Die Kunstwelt spielt bereitwillig mit. In der gesamten Presse finden sich fast ausschließlich Artikel, die Variationen oder Kopien der Pressemeldung von BMW sind. Denn wer wird schon Olafur Eliasson kritisieren. Er ist bereits eine unantastbare Icone (die würde ich mir auch kaufen, wenn ich BMW wäre).

Eliasson Your mobile Expectations

4 Responses to “Verkehrte Welt 1: Vollgas Öko”

  1. on 08 Aug 2008 at 2:35 pm Kumpfmueller

    Schade, dass Sie ungeprüft einen schlecht recherchierten Artikel übernehmen. Im Gegensatz zur Aussage des Greenpeace Lügendetektors hat der CO2-neutrale Leasingvertrag einen Sinn im Sinne echter Ökologie. Wir haben zusammen mit unseren Kunden 40 Hektar Aufforstung finanziert.

    Uns ist es natürlich bewusst, dass der Kombination eines Porsche-Leasing mit einem Ökologischen Ansatz für viele Menschen nicht vereinbar erscheint. Wir sind der Überzeugung, dass der Klimawandel nur duch die Waldoption zu stoppen ist. Dass der Vorschlag, den Klimawandel durch eine Änderung des Mobilitätsverhaltens in den Industrienationen zu stoppen, verlogen ist, zeigt doch schon die Diskussion um die Wiedereinführung der Pendlerpauschale. Wir haben zumindest schon etwas Konkretes erreicht und zeigen nicht nur mit Fingern auf die vermeintlichen Versäumnisse anderer.

    Ich lade alle Lser ein, sich auch mit den Fakten der Waldoption zu Beschäftigen und auch unsere Antwort auf die Halbwahrheiten des Greenpeace-Artikels zu lesen: http://www.x-leasing.de/leasing/presse.php?more=greenpeace#greenpeace

    Mit freundlichen Grüssen

    X-Leasing GmbH, Stefan Kumpfmüller

  2. on 08 Aug 2008 at 4:29 pm Kris Krois

    Hallo Stefan Kumpfmüller,

    in der Tat habe ich die Aussagen einfach von greenpeace übernommen, da ich die Sachlage an sich nicht kompetent beurteilen kann. Ich werde mich mit ihrer ausführlichen Stellungnahme auseinandersetzen und meinen Beitrag gegebenfalls gerne korrigieren.

    Vorab sei gesagt, daß mich vor allem die Image-Ebene interessiert, auf der die meisten Unternehmen erfolgreicher operieren, als in echter Ökologie. Vielleicht trifft diese Kritik in ihrem Fall tatsächlich den Falschen.

    Grundsätzlich glaube ich nicht, daß ein primär konsum- und leistungsorientierter Lebensstil eine gute Grundlage für eine ökologisch verträgliche Zivilisation ist, selbst, wenn sich im Einzelfall Konsum und Ökologie nicht zwingendermaßen ausschließen. Alleine aus diesem Grund sehe ich den Versuch von Unternehmen skeptisch, Produkte mittels Images zu verkaufen, die “Fun” und “Performance” mit Ökologie vereinen. Die der Konsum- und Leistungsgesellschaft zugrundeliegenden Werte werden dadurch weiter gestärkt. Lediglich können es sich jetzt einige leisten hier und da ein bisschen Ökologie dazu zu kaufen.

    Das Ganze ist sicherlich eine komplexe Thematik und keine Schwarz/Weis-Angelegenheit. Und natürlich ist ein übermotorisiertes Status-Mobil mit CO2-Ausgleichsmaßnahme besser als das selbe Auto ohne selbiges. Ihr Angebot ist insofern natürlich erst mal gut – zumindest sofern man eine allgemeine Veränderung von Werten und Haltungen für unmöglich oder gar nicht wünschenswert hält.

  3. on 23 Sep 2008 at 12:40 pm Kris Krois

    Auf Herrn Kumpfmüller’s Kommentar hin habe ich beim greenpeace-Magazin angefragt dazu Stellung zu nehmen. Die Antwort hat einige Zeit auf sich warten lassen und die Verarbeitung meinerseits erst recht. Der Herr Toralf Staud vom greenpeace-magazin hat mir seine Antwort auf die Email von Herrn Kumpfmüller in seine Email eingefügt. Ich füge diese wiederum hier ein. Nun kann (und muss) sich jeder selbst ein Bild machen. Viel Vergnügen !-)

    —-

    Subject: Re: Ihre Rubrik “Lügendetektor” – Beitrag “Klein, aber oho (4): X-Leasing München”

    Date: Tue, 26 Aug 2008 16:46:25 +0200

    From: Toralf Staud

    To: Stefan Kumpfmüller (X-Leasing)

    Sehr geehrter Herr Kumpfmüller,

    vielen Dank für Ihre Mail. Wir bitten um Nachsicht, dass es mit einer Antwort urlaubsbedingt etwas länger gedauert hat.

    Wir freuen uns jedenfalls sehr, dass Sie – und sicherlich auch Herr Hasenkamp – sich so intensiv mit unserem Text befasst haben. In einem zentralen Punkt allerdings liegt bei Ihnen ein Missverständnis vor, weshalb viele Ihrer Antworten am Kern unserer Kritik vorbeigehen:

    *Es steht völlig außer Frage – und bräuchte deshalb in Ihrem Schreiben auch nicht so ausführlich argumentiert und mit Kronzeugen wie James Hansen untermauert werden –, dass Bäume während ihres Wachstums Kohlendioxid binden. Deshalb ist mehr Wald auf der Erde eine feine Sache für das Klima. Zweifellos ist es also sinnvoll, Bäume zu pflanzen und vor allem bestehende Wälder besser als bisher zu schützen.*

    Unsere Kritik aber richtet sich dagegen,

    1. Aufforstungsprojekte als Mittel der Klimakompensation anzupreisen und

    2. dadurch den Eindruck zu bestärken, als sei eine Änderung des eigenen Lebensstils und persönlichen Ressourcenverbrauchs dann nicht mehr so wichtig.

    Im Detail zu einigen Punkten Ihrer Antwort:

    Die Grundlage einer glaubwürdigen Klimakompensation (abgesehen von den ganz grundsätzlichen Einwänden) ist eine präzise Bezifferung des eigenen Kohlendioxid-Ausstoßes einerseits und andererseits der im Gegenzug anderswo eingesparten oder gebundenen Menge. Für Waldprojekte aber ist letzteres allenfalls überschlägig möglich. Wenn Sie in Ihrem Schreiben fragen, ob die von den Kyoto-Vertragsstaaten ans Klimasekretariat gemeldeten Kohlenstoff-Bindungen der Wälder „falsche Zahlen“ seien, so geht das am Kern vorbei. Sie wissen sicherlich, dass genau über diese Zahlen und ihre Anrechnungsfähigkeit auf die Kyoto-Ziele diplomatisch heftigst gerungen wurde und wird.

    Mit dem Klima-Lügendetektor greifen wir Greenwashing-Werbung häufig prototypisch auf – die Blog-Texte erklären dem nicht-fachkundigen Leser häufig auch allgemeine Hintergründe. Die Passage zur Vereinbarkeit von Waldprojekten mit den Interessen der lokalen Bevölkerung ist ausdrücklich allgemein formuliert, wie auch aus dem Ausriss unseres Textes in Ihrer Stellungnahme hervorgeht. Wir erkennen an, dass sich Ihr Projektpartner Prima Klima weltweit um seriöse und nachhaltige Waldprojekte bemüht – aber garantieren kann der Verein dies eben nicht. Gleiches gilt für die langfristige Existenz und z.B. das Nicht-Abbrennen „seiner“ Wälder, wie mir der Vorsitzende in einem längerem Interview für eine andere Recherche selbst bestätigte.

    Sie fragen in Ihrem Schreiben, ob es „umweltpolitisch vertretbar wäre, einen Porsche Cayenne mit Wasserstoffantrieb“ zu fahren. Erstens ist nicht damit zu rechnen, dass es je dazu kommen wird – denn der Wasserstoffantrieb ist nicht mehr als ein Werbegag der Autoindustrie, die Forschung tritt seit Jahren auf der Stelle. Zweitens käme es bei der Antwort vor allem darauf an, auf welche Weise der Wasserstoff erzeugt würde und ob er möglicherweise an anderer Stelle klimapolitisch sinnvoller eingesetzt wäre als in verschwenderischen Luxuslimousinen. Drittens schließlich wäre selbst ein Null-Emissions-Cayenne immer noch ein krasser Fall von Ressourcenverschwendung (z.B. in der Fahrzeugproduktion) und Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern, deren Verletzungs- oder Todesrisiko bei einem Unfall durch diese Art von Automobil deutlich erhöht wird.

    Zum Schluss noch zu Ihrer Replik auf die Rechnung von “Carbon Trade Watch”: Sie argumentieren, dass durch den Erfüllungsfaktor von 5 bzw. 6,5 bei Ihnen keine Bugwelle entstehe, sondern – zumindest mit dem vierten Leasingvertrag, also nach mehr als zehn Jahren – bei „konsequenter Umsetzung“ (was immer das heißen mag) sogar mehr gebunden als emittiert werde. Wenn wir Sie richtig verstanden haben, basiert aber auch diese Berechnung auf einer linearen Verteilung des vom Baum innerhalb von zehn Jahren gebundenen Kohlendioxid auf den Gesamtzeitraum. Würden Sie hingegen berücksichtigen, dass in den ersten Jahren der Pflanzung erheblich weniger Kohlendioxid gebunden wird als zum Ende des Zeitraums hin (das ist doch so, oder?), dann würden Sie zu einem anderen Ergebnis kommen. Oder täuschen wir uns in diesem Punkt?

    Und bedauerlicherweise gehen Sie auf die zentrale Problematik der Zeitverzögerung Ihrer CO2-Kompensation (die selbst laut Ihrer Gegenrechnung im besten Fall immer noch gut zehn Jahre beträgt) und den /tipping points/ nur mit einem nichtssagenden Zitat von James Hansen ein. Schade.

    Mit freundlichem Grüßen

    Toralf Staud

    P.S.: Zugegeben, unser „P.S.“ mag etwas missverständlich formuliert gewesen sein. Jedenfalls werben Sie für Ihr „CO2-neutrales“ Leasingangebot mit sogenannten „Urwaldautos“ (http://x-leasing.de/fotos_fotostrecken/urwaldautos/urwaldautos.php) – benutzen aber, wie sie nun schreiben, dafür auch Bilder vom Isarhochufer im Süden von München. Gibt es dort tatsächlich noch Urwälder?

  4. on 29 Sep 2008 at 1:15 pm Kris Krois

    Es folgte ein längerer Email-Wechsel zwischen Toralf Staud vom greenpeace Lügendetektor und den Herren von der Firma X-Leasing (Herr Emse, Herr Hasenkamp und Herr Kumpfmüller). Der komplette Mailwechsel ist hier zu finden:

    http://www.co2-neutral-leasen.de/co2-neutral-leasen/presse180908.php?more=co2_all#co2_all

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